Wiederaufnahme Elektra bei den Salzburger Festspielen 2021

Das Glück des Gelingens verdankt sie auch in diesem Jahr dem Dirigenten, der diese Nervenmusik mit dem Herzen denkt und mit dem Kopf fühlt (Jürgen Kesting, FAZ, 29.07.2021)

Richard Strauss – Elektra

Tragödie in einem Aufzug op. 58 (1909)

Libretto von Hugo von Hofmannsthal nach der Tragödie des Sophokles

Wiederaufnahme am 27. Juli 2021
© SF/Bernd Uhlig
© SF/Bernd Uhlig
© SF/Bernd Uhlig
© SF/Bernd Uhlig

ELEKTRA
ganz leise, bebend:
Orest! Orest! Orest!
Es rührt sich niemand. O lass deine Augen
mich sehn! Traumbild, mir geschenktes
Traumbild, schöner als alle Träume.
Hehres, unbegreifliches, erhabenes Gesicht,
o bleib bei mir! Lös nicht
in Luft dich auf, vergeh mir nicht, vergeh mir nicht,
es sei denn, das ich jetzt gleich
sterben muss und du dich anzeigst
und mich hollen kommst: dann sterb ich
seliger als ich gelebt. Orest! Orest! Orest!
Nein, du sollst mich nicht umarmen!
Tritt weg, ich schäme mich vor dir. Ich weiss nicht,
wie du mich ansiehst.
Ich bin nur mehr der Leichnam deiner Schwester,
mein armes Kind. Ich weiss, es schaudert dich
vor mir. Und war doch eines Königs Tochter!
Ich glaube, ich war schön: wenn ich die Lampe
ausblies vor meinem Spiegel, fühlt ich
es mit keuschem Schauer.
Ich fühlt‘ es, wie der dünne Strahl des Mondes
in meines Körpers weisser Nacktheit badete
so wie in einem Weiher, und mein Haar
war solches Haar, vor dem die Männer zittern,
dies Haar, versträhnt, beschmutzt, erniedrigt,
verstehst du’s, Bruder? Ich habe alles, was ich war,
hingeben müssen. Meine Scham hab‘ ich geopfert,
die Scham, die süsser als Alles ist, die Scham,
die wie der Silberdunst, der milchige des Monds,
um jedes Weib herum ist und das Grässliche
von ihr und ihrer Seele weghält,
Verstehst du’s, Bruder! diese süssen Schauder
hab‘ ich dem Vater opfern müssen. Meinst du,
wenn ich an meinem Leib mich freute, drangen
seine Seufzer, drang nicht sein Stöhnen
an mein Bette? Eifersüchtig sind
die Toten: und er schickte mir den Hass,
den hohläugigen Hass als Bräutigam.
So bin ich eine Prophetin immerfort gewesen
und habe nichts hervorgebracht aus mir
und meinem Leib als Flüche und Verzweiflung.
Was schaust du ängstlich um dich? sprich zu mir!
sprich doch! Du zitterst ja am ganzen Leib!

Leading Team

Franz Welser-Möst, Musikalische Leitung
Krzysztof Warlikowski, Regie
Małgorzata Szczęśniak, Bühne und Kostüme
Felice Ross, Licht
Kamil Polak, Video
Claude Bardouil, Choreografie
Christian Longchamp, Dramaturgie

Besetzung

Tanja Ariane Baumgartner Klytämnestra
Ausrine Stundyte Elektra
Vida Mikneviciute, Chrysothemis
Asmik Grigorian, Chrysothemis (18.8./23.8./28.8.)
Michael Laurenz Ägisth
Christopher Maltman, Orest
Peter Kellner, Der Pfleger des Orest
Verity Wingate Die Schleppträgerin
Evgenia Asanova, Die Vertraute
Matthäus Schmidlechner Ein junger Diener
Jens Larsen Ein alter Diener
Sinéad Campbell-Wallace, Die Aufseherin
Monika Bohinec, Noa Beinart, Deniz Uzun, Regine Hangler, Christina Gansch

Konzertvereinigung Wiener Staatsopernchor
Huw Rhys James Choreinstudierung
Wiener Philharmoniker

© SF/Marco Borrelli