Salzburger Festspiele 2022 – Il Trittico

La grazia è discesa, dal cielo, Già tutta, già tutta m’accende, risplende! risplende! risplende! Già vedo, sorelle, la meta… Sorelle, son lieta! son lieta! Cantiamo! Già in cielo si canta… Lodiamo la Vergine santa!
(Suor Angelica, Il Trittico)

© SF / Monika Rittershaus

Mit seiner 1918 an der Metropolitan Opera uraufgeführten Operntrilogie „Il Trittico“ bestehend aus den Einaktern Gianni Schicchi, Il tabarro und Suor Angelica schafft Giacomo Puccini ein musiktheatralisches Gesamtkunstwerk der besonderen Art: mit einer bitterbösen Komödie (Gianni Schicchi), einer Tragödie (Il tabarro) und einem lyrisch-poetischen und ätherisch anmutenden Werk (Suor Angelica) nimmt er den Zuhörer auf eine große emotionale Reise mit.

© SF / Monika Rittershaus
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Puccini ist zum Zeitpunkt der Komposition musikalisch am Höhepunkt seiner Zeit, er verwendet eine moderne Tonsprache, die durch ihre große klangliche Farbvielfalt imstande ist, Emotionen, Gefühlsregungen, Interaktionen und Handlungselemente der Figuren minutiös nachzuzeichnen.

© SF / Monika Rittershaus

Auf meisterhaft geniale Art versteht er es, Sprache und Musik musiktheatralisch zu verbinden. Durch die genaue Abstimmung von Musik und Text, die Puccini auf sehr reduzierte und komprimierte Weise vornimmt, tritt auch immer wieder das kammermusikalische Element in den Vordergrund. Es gibt wenig Arien und Duette, die Stücke sind in einem musikalischen Parlando gehalten, das das Orchester musikalisch kommentiert. So gesehen handelt es sich nicht um Opern im eigentlichen Sinn, sondern um Theaterstücke mit Musik. Puccini ist ein Meister in der Gestaltung des szenischen Effekts und schafft mit dem an der gesprochenen Sprache orientierten Gesang eine äußerst realistische Zeichnung der Figuren. Gleichzeitig vermag er es, in der Figurencharakterisierung durch dynamische Akzentuierungen und den Einsatz einer gewaltigen und aufrauschenden Klangfülle besondere Intensität zu erzeugen.

© SF / Monika Rittershaus
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© SF / Monika Rittershaus

Auf dem Hintergrund der veristischen Forderung nach detailgetreuer Abbildung der Realität erfolgt ein ständiges Changieren und Ändern der Gefühlswelten der Figuren und dies in kürzester Zeit und auf engstem Raum. Die Musik ist so kleinteilig, dass sich ständig etwas ändert, alle zwei, drei Takte wird ein kleines Rubato gesetzt, die Vortragsbezeichnungen sind extrem genau, dadurch wird auch die Inszenierung von Zeit und Raum der Realität angenähert.

© SF / Monika Rittershaus
© SF / Monika Rittershaus

Die drei Einakter sind jeder für sich ein abgeschlossenes Werk und in ihrer musikalischen Färbung völlig unterschiedlich. Jedoch finden sich motivische und musikalische Elemente, die den drei Werken einen großen dramaturgischen Bogen verleihen – allen zugrunde liegt das Thema „Tod“, angefangen von der buffonesk anmutenden Komödie rund um eine Erbschaftsgeschichte, wie sie Gianni Schicchi erzählt, über eine Dreiecksgeschichte mit einem betrogenen Ehemann, dessen Frau ein Kind verloren hat und die mit einem Mord des Liebhabers endet (Il tabarro), bis hin zu Suor Angelica, die aufgrund der Nachricht, dass ihr Kind verstorben sei, im Kloster Selbstmord begeht.

© SF / Monika Rittershaus
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Für die Produktion der Salzburger Festspiele 2022 wurde diese Anordnung bewusst gewählt, da sie die emotionale Fallhöhe von Gianni Schicchi bis hin zu Suor Angelica besonders deutlich zum Ausdruck bringt. Der Schlussmonolog von Suor Angelica mit seinem Ausblick in die jenseitige Welt schafft durch seine musikalische und szenische Gestaltung eine besondere emotionale Kraft und Intensität und kathartische Wirkung.

© SF / Monika Rittershaus
© SF / Monika Rittershaus

Premiere am 29. Juli 2022 um 18.00 Uhr im Großen Festspielhaus, Folgesvorstellungen am: 05., 09., 13., 18., und 21. August

Nähere Informationen unter: https://www.salzburgerfestspiele.at/p/il-trittico

© SF / Marco Borrelli